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Ihren Namen verdankt die Froschlaichalge ihrer gallertartigen Gestalt sowie ihrem perlschnurartigen Aussehen, das an die Laichschnüre mancher Kröten erinnert. Die perlartigen Knoten bestehen aus regelmäßig angeordneten Wirteln aus kurzen, sich verzweigenden Fäden. „So richtig hübsch wird Batrachospermum, wie die Alge wissenschaftlich heißt, aber erst unter dem Mikroskop“, schwärmt Dr. Johanna Knappe, Spezialistin für diese Süßwasser-Lebewesen. Die Algenforscherin der Philipps-Universität Marburg wird oft von Kollegen und Laien gebeten, bei der Artbestimmung zu helfen, denn die einzelnen Arten der Forschlaichalgen sind schwer auseinander zu halten. Dazu müsse sie ganz genau hinsehen, „denn Blüten haben sie ja nicht“, sagt Knappe. Sie betrachtet zur Artbestimmung die Zellen der Kurztriebe, die Rinde, und die so genannten Trichogynen, fadenförmige, weibliche Empfängnisorgane, an denen männliche Geschlechtszellen andocken können.
Anzeiger für sauberes Wasser
Wichtig sind Froschlaichalgen auch für die Mitarbeiter der Wasserwirtschaftsämter, die sie im Freiland erkennen müssen: Die vor neun Jahren verabschiedete Wasserrahmenrichtlinie der Europäischen Union fordert, den ökologischen Zustand der Gewässer anhand der vorkommenden Arten und deren Besiedlungsdichte zu bewerten. Froschlaichalgen sind dabei wichtig, weil sie sauberes Wasser anzeigen. Die exakte Arterkennung und -benennung ist zwar schwierig, aber notwendig, um mehr über ihre Verbreitung zu erfahren. „Denn leider stehen alle Froschlaichalgen auf der Roten Liste der vom Aussterben bedrohten Lebewesen“, erklärt Dr. Knappe.
Lebensraum Bergbach
„Um die raren Algen zu finden, wandert man am besten zu den Quellbächen der Mittelgebirge“, verrät die Phykologin Knappe. Im Schatten von Brücken siedeln die graugrünen bis bräunlichen, manchmal sogar leuchtend roten Fadenbüschel. Plätze in praller Sonne meiden sie. Meist sind die etwa zwei bis zwölf, manchmal sogar bis zu zwanzig Zentimeter langen Pflanzen auf den nackten Steinen festgewachsen, sitzen aber auch auf Holz oder auf anderen Wasserpflanzen. „Man erkennt sie an ihrer glitschigen Gestalt und ihrem Schlängeln, das durch die Wasserbewegung verursacht wird“, beschreibt Knappe. Am besten beobachtet man sie im Frühjahr oder Herbst, denn in den Sommermonaten sind meist kleine Exemplare zu finden, weil das Wasser vielerorts zu warm wird.
Außergewöhnliche Energiegewinnung
Froschlaichalgen zählen zur Gruppe der Rotalgen und sind die häufigste Gattung der etwa 150 weltweit im Süßwasser vorkommenden Arten. Biologen interessiert an Froschlaich- und anderen Rotalgen zum einen wie sie aus Licht Energie gewinnen. Aufgrund ihrer Pigmentzusammensetzung nutzen sie andere Wellenlängen für die Photosynthese als etwa Grünalgen oder Samenpflanzen. Diese rötlichen Farbstoffe gaben den Rotalgen ihren Namen. Im Gegensatz zu vielen Meeresalgen erscheinen die Froschlaichalgen und die meisten Süßwasser-Rotalgen jedoch olivgrün oder graublau, weil ihre Pigmente in einem anderen Mischungsverhältnis vorliegen.
Einzigartig: Teilung und Sex wechseln dreimal
Zum anderen sind die Lebenswissenschaftler an den Generationszyklen interessiert: Rotalgen sind die einzigen Lebewesen, bei denen sich drei Generationen nacheinander abwechseln; sie vermehren sich dabei teils sexuell und teils ungeschlechtlich. Bei diesem Generationswechsel folgen auf eine Generation mit sexueller Fortpflanzung (Gametophyt) noch zwei Generationen mit doppeltem Chromosomensatz, die durch Teilungen entstehen (Karposporophyt und Tetrasporophyt). Der Karposporophyt entlässt Karposporen, aus denen der Tetrasporophyt heranwächst. Erst die zweite Teilungsgeneration bringt weibliche und männliche Sporen mit einfachem Chromosomensatz hervor. Auf Bäume übertragen würde das bedeuten, dass sie sich zuerst teilen und Sporen hervorbringen müssten, die sich zu einem eigenständigen Lebewesen entwickeln. Erst dieser Organismus würde - wenn er selbst geschlechtsreif ist – Fruchtknoten und Pollen für die sexuelle Vermehrung produzieren.
Alle Generationen bleiben zusammen
„Die Entwicklung der Froschlaichalgen verläuft sogar ganz speziell: Es entsteht zunächst ein völlig anders aussehender, kleiner fädiger Sporophyt, das sogenannte Chantransia-Stadium mit doppeltem Chromosomensatz. Daraus wächst ein wirteliger Gametophyt mit einfachem Chromosomensastz, die eigentliche Froschlaichalge. Nach deren sexueller Vermehrung entsteht ein unscheinbarer Karposporophyt mit doppeltem Chromosomensatz“, berichtet Knappe. „Und alle drei Generationen bleiben zeitlebens miteinander verbunden“, ist die Algenforscherin fasziniert. „Ich freue mich über jede Froschlaichalge, die ich in einem Bach entdecke. Nicht nur weil sie mein Spezialgebiet sind“, fügt Knappe hinzu, „sondern weil sie mir wirklich sauberes Wasser anzeigen, das ich bei meinen Exkursionen leider immer seltener finde“.