Formenreichtum

Weit über Hunderttausend Arten von Algen gibt es auf unserem Planeten, in vielen Größen, Formen und Farben. Sie leben in Ozeanen, im Süßwasser und auf feuchten Oberflächen und Böden. Man unterteilt sie grob in die mikroskopisch kleinen Mikroalgen (Einzeller), wie beispielsweise Kieselalgen oder Dinoflagellaten, und die Makroalgen mit an Blätter, Stängel und Wurzel erinnernden Strukturen. Zu den Makroalgen gehören die bis zu 50 Meter langen Tange, die teils ausgedehnte Unterwasserwälder bilden.

Wichtig für das Leben

Algen sind Photosynthese betreibende Organismen, die jedoch einfacher als höhere Pflanzen aufgebaut sind. Gemeinsam mit den noch einfacheren Blaualgen, genauer gesagt photosynthetisch aktiven Cyanobakterien, haben Algen den Sauerstoff vor Jahrmillionen erstmals in nennenswerter Menge in die Atmosphäre gebracht. Heute produzieren sie zusammen einen signifikanten Teil des für uns lebensnotwendigen Sauerstoffs und binden rund die Hälfte des weltweit von Lebewesen aufgenommenen Kohlendioxids. Sie spielen somit eine zentrale Rolle für das Leben und das Klima auf unserer Erde. Außerdem stehen sie als im Wasser treibendes Phytoplankton und am Boden befindliches Mikrophytobenthos an der Basis der Nahrungsketten, sind also grundlegende Bestandteile aller aquatischen Ökosysteme.

Mehrfach evolviert

Die Entstehungsgeschichte der Algen ist vielfältig. Manche, wie etwa Grün- und Rotalgen oder Glaucophyten, sind wie die höheren Pflanzen im Laufe der Evolution durch eine sogenannte primäre Endosymbiose entstanden. Dabei hat eine eukaryotische Zelle ein Cyanobakterium in sich aufgenommen. In den anderen Algengruppen (wie Braunalgen, Kieselalgen/Diatomeen, Goldalgen, Gelbgoldalgen, Cryptophyten, Dinoflagellaten, Euglenophyten) haben sich die Vorfahren eine Rot- oder Grünalge einverleibt (sekundäre Endosymbiose).

Nutzung und Zukunftspotential

Als Verdickungs-, Gelier- und Überzugsmittel sind Makroalgen in vielen Nahrungsmitteln enthalten und werden für Kosmetika verarbeitet. In den Fokus sind inzwischen auch Mikroalgen wegen ihres Potentials als Biotreibstoff gekommen. Aufgrund ihrer großen biologischen Vielfalt haben Algen viele Eigenschaften, die sie nicht nur für Biologen sondern auch für Geochemiker und die Industrie interessant machen. Diese untersuchen etwa den Bau der Silikat-haltigen Wände der Kieselalgen (Leichtbauweise), die Kalkplättchen bestimmter Haptophyten oder die Neurotoxine und das Meeresleuchten mancher Dinoflagellaten.

Algen im Portrait

Um die Vielfalt, ihre erstaunlichen Fähigkeiten und ihr Potential bekannter zu machen, wählt die Sektion Phykologie jedes Jahr eine Alge des Jahres, die sie der Öffentlichkeit vorstellt. 

News

Filmtipp: Warum Algen für uns so wichtig sind

Haftkralle der Alge Saccorhiza polyschides. Foto und (c): Dr. Dagmar Stengel

Ohne Algen wäre die Erde für uns unbewohnbar. Denn die wahrscheinlich rund 400.000 verschiedenen Algenarten produzieren etwa die Hälfte des Sauerstoffes auf der Erde und sind eine wichtige CO2-Senke. Die Vielfalt und Schönheit der kleinsten unter ihnen erschließt sich nur unter dem Mikroskop; die größten werden bis zu 60 Meter lang und bieten vielen Tieren Schutz und Nahrung, wie ein 6-Minuten Film der Terra-X-plus-Schule-Reihe für das ZDF zeigt. Wir Menschen interessieren uns für sie, weil wir daraus Nahrungsmitteln herstellen, weil sie das Wetter auf unserer Erde mitbestimmen und weil die antibiotische Wirkung einiger Arten die Medizin hoffen lässt. Aus ihren Rohstoffen werden Pharmazeutika, Bio-Plastik und in Zukunft vielleicht auch erneuerbare Kraftstoffe hergestellt. Algen könnten auch die Ostsee reinigen. Wie das geht, auch das dokumentiert das Video, das mit fachlicher Beratung unseres Sektionsmitglieds Prof. Dr. Christian Wilhelm entstand.

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